Freitag, 14. September 2012

Ob und wie die vegane Menschheit die Welt retten kann (3)


 Oder: Ist es ethisch vertretbar, Fleisch zu essen?

Als ich anfing, darüber zu schreiben, wollte mir schon etwas übel werden. Allein der Versuch objektiv zu bleiben, rettete mich vor dem Klo.

Ich habe Philosophie nicht studiert, darum sollte es nicht verwundern, wenn es mir nicht gelingt objektiv zu bleiben. Objektivität ist ohnehin so eine Sache.
Wie man unschwer am Ende sehen wird, ich finde erst einmal keine allgemeingültige Antwort. Wenn Du die erwartet hast und nur deswegen liest, tja, sorry. Tut mir leid um Deine Zeit. Ich kann eben nicht, weil so viele Begriffe darin herum wuseln, die irgendwie schon was bedeuten, aber dann doch nichts genaues meinen.


Gut oder schlecht? Glück oder Unglück? Sinn oder Unsinn?


Was es auch sei, es sind Begriffe, die sich nicht für jeden Menschen gleich darlegen, nicht das gleiche bedeuten. Wie sollte es auch anders sein? So sind wir uns zwar grundsätzlich ähnlich in vielerlei Dingen aber was das Eigenleben, das Erleben, das Fühlen und Verwerten (verdauen) angeht, das Denken, das Erkennen und so weiter... so gibt es doch große und manchmal fast unüberwindbare Unterschiede.
Wir sind ja auch nicht von der gleichen Mutter geboren, von dem gleichen Vater im gleichen Staat herangezogen worden. Wir atmen eben nicht die gleiche Luft, trinken nicht das gleiche Wasser und lernen eben nicht das gleiche von den gleichen Lehrern. Wir leben nicht alle auf einer Straße oder einem Kontinent und selbst unsere Muttersprache verstehen wir manchmal anders als der Nachbar. Wenn ich also von Glück schreibe, meine ich wahrscheinlich etwas ganz anderes als Du.
Im besten Falle würdest Du mir zustimmen und es auch Glück nennen. Im schlechtesten würdest Du die Nase rümpfen und Dich fragen, was daran so toll sein soll. Wobei das eher selten passiert. Meiner Erfahrung nach, gibt es schon eine Art Konsens über das Glück oder das glücklich sein. Bei anderen Begriffen wiederum gibt es irgendwie immer nur Streit. Liebe ist so ein Wort. Was der eine unter  Liebe versteht kann sich so eklatant von meinem Begriff unterscheiden, dass ich mich unweigerlich fragen muss, ob die Erfahrung der Liebe tatsächlich etwas so universelles sein soll, wie immer angenommen wird. Für die einen ist es ein Gefühl, für andere eine Phase oder eine notwendige biologische Verrichtung. Es kann ein überholtes Konzept, eine zufallsbedingte Hormondiktatur oder Lebenseinstellung, ein Ziel und manchmal eben nur Glück sein.
Und was mach ich also mit solchen Worten?


Solche Begriffe auf das Tier anzuwenden, zum Beispiel, ist äußerst...nun ja... seltsam. Denn wenn ich dem Tier zugestehe, lieben zu können, glücklich sein zu wollen, müsste ich dann nicht im Umkehrschluss dem Tier, die gleiche „Stufe“  anerkennen, wie ich sie dem Menschen gebe? Würde dann nicht das Tier, sozusagen zum Menschen? (siehe Tierschutz, Tierrecht)


Es kommt eben darauf an, was Du glaubst. Glaubst Du daran, dass ein Tier eine unsterbliche Seele hat und/oder das Du dies auch oder einzig hast? Glaubst Du daran, das es etwas nach dem Tod gibt? Auch für das Tier? Bedenkt man, das wir hier christlich orientiert leben, (nicht unbedingt weil wir das wollen, sondern weil wir eben Christliches Kulturland sind) dann ist die Frage meist schnell beantwortet. Das Tier war noch nie wirklich und in irgendeiner Form von irgendwelcher Bedeutung für "unseren" Gott. Sie waren eben nur dazu da, wofür sie da sind. Im Grunde so wie Frauen auch. Ja, oder Männer. Es spielt ja gar keine Rolle, weil Gott sagt, was zu tun ist. Je nach dem, welcher Gott nun dein Erwählter ist, wird es verschiedene Antworten geben bezüglich Tierglück, Tierseele... .

Dies ist ein weiteres Problem, über das ich persönlich stolpere, wenn ich Ethik beschreiben will. Erstens weil ich kein Philosoph bin und zweitens, weil alles was mit Werten oder mit dem „Guten“ zu tun hat, oft Glaubenssache ist.
Vielleicht aber ließe sich so wenigstens die Aggression mancher Vegetarier oder Veganer gegenüber den Omnivoren erklären? Sie glauben eben, das sie es besser machen und sie fühlen sich in der Pflicht diese Grundsätze zu verteidigen. Auch wenn das jetzt mit Religion nicht so viel zu tun hat, so hat mancher Veganer oder Vegetarier das gleiche Problem, wie viele Glaubensrichtungen.

Das Problem der Legitimation gegenüber anderen.
Diese wird gern durch das „gut“ sein, erklärt. Es ist eben gut, bzw. besser kein Fleisch zu essen. Und sehr oft höre oder lese ich von Licht, von Reinheit und manchmal fallen Worte wie: energetischer und spiritueller oder gar magisch. Sowieso ist es natürlich viel natürlicher.


Man will schnell meinen, dass man quasi von allein erleuchtet wird (zum wahrem Ich findet, Glück bekommt), wenn man nur kein Fleisch ist. Oder eben ganz und gar vegan lebt. Und das wollen wir doch alle? Erleuchtet sein, (zum wahren Ich finden, Glück zu haben) ist ja das pure 'Glück' auf Erden. Besser geht’s doch nicht? Und wenn es so einfach ist, warum machen wir es nicht? (Dann wäre ja auch die Welt gerettet, selbst wenn sie zugrunde geht.)


Jede Art Religion, jede Art Glauben bemüht sich, sich von den anderen abzusetzen. Das müssen sie tun, sonst würden sie unter gehen und im Mischmasch verwässern. Glauben sie zumindest.
Im Großen nennt man das gern 'Kulturüberfremdung' oder im anderen Fall 'Parallelgesellschaft.' Und dann muss man warnen und hektisch werden. Wenn die eigene Kultur so fulminant bedroht und hinweggerafft wird, bleibt uns ja nichts mehr. Und wenn´s ganz arg kommt, dann brauchen wir Unterstützung von ganz oben und laden die unantastbare Säule unserer Moral in den Bundestag ein. Herr Geheimrat ist ja leider tot und tauchte nicht wieder auf. Bei Kant und Hegel war das zwar zu erwarten, aber das kann als Ausrede nicht gelten. Nicht mal Aristoteles oder Epikur sind wieder gekommen. Wir sind quasi von allen guten Geistern verlassen. Nur der Papst bleibt irgendwie übrig.

Wie Du vielleicht merkst kann ich bei diesem Thema nicht ganz ernst bleiben. Verzeih mir bitte die Ironie und fühle Dich nicht angesprochen. Es sei denn Du bist der Papst oder eine Wiedergeburt von den „großen“ Philosophen. Wir haben nämlich nur noch „kleine“. Selbst Mahatma Ghandi wäre mir recht. Aber …

Also nochmal aber anders.
Jede Religion, jeder Glaube versucht sich hervorzuheben. Das müssen sie tun, weil sie ja von (ihrem) Obersten ihren Lebensstil vorgeschrieben bekamen. Wenn man sich dann zu sehr mit anderen einlässt, setzt man sich der Gefahr aus zu schwanken. Dann wars das, mit dem „guten“ und „spirituellen“ Leben. Mit der Erleuchtung und allem. So was geht ganz schnell.
Um das zu vermeiden, muss man sich eben bedeckt halten und möglichst für sich bleiben. Das ganze würde sich aber, wenn man sich nicht für „Frischfleisch“ öffnet, ziemlich schnell und  ungehört in die Weiten eines kalten Universums auf nimmer wiedersehen verabschieden. Die alten Leutchen sterben irgendwann weg und keiner weiß, was „gutes“ gewesen ist.
Damit das nicht passiert, muss man Öffentlichkeitsarbeit leisten und wenigstens als „lebend“ gelten. Da die meisten Menschen nicht wissen, was sie wollen und somit nicht wollen was sie sollen, suchen sie ein wenig herum und wer dann seinen bunten, großen Schwimmer ins Wasser hält und den schönsten hat, bekommt meistens auch den „jungen Fisch“ an die Angel. Der junge Fisch lernt dann dankbar, was von nun an seine Ethik ist. Und weil der junge Fisch so ein „guter“ ist (oder zumindest unbedingt sein will), wird er zu einem Alten Guten Fisch(er) und wirft dann seinerseits die Angel ins Meer der Ahnungslosen. Irgendeiner findet sich immer.


Ich weiß aus Erfahrung, dass viele Veganer und Vegetarier arge Schimpfer sind. Das gleiche Phänomen zeigt sich oft bei Ex-Rauchern. Das ist kein Zufall. Sie sind ja schließlich bessere Menschen und weil das sonst ja niemand merkt, müssen sie eben herum schimpfen. Schimpfen hat sich bewährt. Heutzutage muss man da zwar schon etwas beleidigender und provokanter sein als früher, aber wir haben das doch sehr gut gelernt. Und es ist unbedingt und ganz dringend erforderlich, ja geradezu dringend notwendig den „bösen Unmenschen“ zu zeigen wie furchtbar „böse“ sie sind, nicht wahr?
Und was wäre denn auch, wenn keiner bemerkt, das ich so ein guter, toller, reiner Mensch bin? Dann hab ich das ja alles umsonst gemacht! Muss doch jeder wissen, wie glanzvoll erleuchtet ich bin und das ich die Wahrheit, Weisheit und alle Himmel mit Löffeln gefressen habe! Wo wäre das „Gute“ sonst auch, wenn ich das „Böse“ nicht öffentlich und geradeheraus denunziere? Und wo kommt das Gute hin, wenn es nicht alle endlich mal erkennen? Da muss man doch unbedingt was tun??

Wenn Du jetzt denkst, ich hätte was gegen Religionen, oder den Glauben oder Spiritualität dann hast Du etwas falsch verstanden. Ich habe nur was gegen Fundamentalisten. Die gehören einfach ordentlich „abgewatscht“. Egal welche Fasson! Außerdem passt´s zum Thema Ethik. Nächste Woche Freitag, dann etwas mehr zum Thema Ethik und Fleisch, wenn Du magst. Und wenn mir nichts dazwischen kommt.



P.S. Frage an den Papst: Gilt Biber eigentlich immer noch als Fisch? Und wer macht eigentlich die besten „Jesusverarscherli“ oder „Gottbescheisserle“? Ich mein, Sie essen die nicht, schon klar, aber sie haben doch bestimmt davon gehört? Und warum klingt das alles so schwäbisch? Sind das echt die einzigen, die auf diese Idee gekommen sind? Wohaa... was für Teufelskerle.

3 Kommentare:

  1. Deine Definitionen von "Liebe" gefallen mir. Ich habe auch schon oft darüber nachgedacht, und kam zu keinem Ergebnis. Es ist einfach so wie es ist. Man könnte es auch noch "Anziehung" nennen.
    greez
    vybzbild

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Anziehung also, ja. Ein wenig schwebt da die "Magie" in diesem Wort mit. Es gibt bestimmt noch mehr, die das Phänomen beschreiben. Irgendwie hat da jeder sein eigenes Wort. Schon seltsam, oder nicht?

    P.s. Meine Antort hatte ich gelöscht, wegen eines ganz fiesen Tippfehlers.

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