Einige haben es vielleicht mitbekommen
aber für diejenigen, die es noch nicht wissen und interessiert sind, hier
ein kurzer Abriss der mir bekannten Geschehnisse.
Im Grunde ging es um einen Skalp den
Patty Frank einstmals von einem Swift Hawk gekauft haben will. Er
notierte diese Errungenschaft auf einem Zettelchen und auf jenem
stand auch, das jener Swift Hawk diesen Skalp im Zweikamp gegen einen Ojibwa erbeutet haben will und wie der Deutsche so ist. Jede Info wird
akribisch festgehalten, auch die vermutlich ausgedachten. Denn Patty Frank war nicht nur Sammler, er war auch ein Geschichtenerzähler und notierte und sagt viel, aber nicht immer die Wahrheit. Trotzdem stands im Museumskatalog.
Jene Information also, das da ein Skalp
im Museum herum liegt, erregte die Gemüter. Ganz besonders die, der
vermeintlichen Nachkommen.
Die Frage allerdings, ob das wirklich ein
Ojibwa war/ist, blie im sich aufbauschenden Skandal unberührt. So schreibt „TheGuardian“, dass sich das Museum strikt weigert diesen Skalp
herauszugeben. Dort liest der empörte Brite auch, es sei Karl May darselbst gewesen, der zum Mythos der skalpierenden Indianer
beitrug, was ja nicht stimmt. Also das Indianer skalpierten, denn so ist die landläufige und aktuelle Meinung darüber.
Aber was auch immer die landläufige
und populäre Meinung ist, interessiert doch keinen selbst denkenden.
Gibt ja auch immer noch Leute die glauben, Kleopatra sei eine
waschechte Ägypterin. Oder man führe Kriege vornehmlich wegen Grundschulen,
Frauen und Menschenrechten. Einige scheinen zu glauben, die
Museumsleitung des Karl May Museums hätte ein Abo auf britische Tageszeitungen. Oder auch, dass US-amerikanische Gesetze in Deutschland gelten. Ja, auf so ein Gesetz wurde sich berufen. (NAGPRA)
Aber das ist alles kein Aufreger.
Auch nicht, dass Karl
May im Zuge dieser Sache hübsch
skalpiert wurde. Prinzipiell eine gelungen Karikatur und was solls? Der Mann hat schon einige Anfeindungen "überlebt". Ist ja
auch längst verstorben der Mann. Und ein Toter fragt nicht nach,
kann nichts sagen und wird sich bestimmt auch nicht beschweren.
Und das ist der eigentliche Punkt an
der Sache. Da liegt ein Leichenteil herum. Kriegsbeute.
Die Brisanz liegt, meines Erachtens eben darin, dass
es Kriegsbeute ist und zwar menschliche. Nicht irgendein Geweih oder
ausgestopfter Karpfen, sondern ein Teil eines einstmals lebenden
Menschen. Vielleicht eine Sioux, vielleicht ein Spanier, vielleicht
ein Chippewa
oder Engländer. Und es ist so, dass sich die Chippewa um ihre
Ahnen kümmern. Der Tote selbst kann das nicht. Und darum geht es
doch eigentlich. Um Totenruhe, um den letzten Willen vielleicht, um
die Ehrenvolle und angemessene Bestattung.
Leider durfte ich feststellen, dass es
einigen Menschen schwer fällt diesen Zusammenhang zu sehen. Und die
Gründe sind wohl vielfältig.
Für diejenigen, die immer noch nicht
verstehen (na die werden schon längst aufgehört haben zu lesen,
oder?) hier ein paar Fragen um auf den Punkt zu kommen, den ich
meine.
Was wäre, wenn Dein Ur-Urgroßvater,
der vielleicht mal Soldat war, in irgendeinem Militärmuseum als
krönendes Beispiel einer Kriegspraxis herumliegt?
Kam nicht an? Ja, ist schwierig für
einige. Denn gegenüber der landläufigen Meinung sind einige von uns
mit keiner sehr gut recherchierten Ahnengeschichte ausgestattet.
Geradeso geht’s noch vier Generationen zurück, nicht wahr? Und
selbst wenn die Familiengeschichte bis ins 17. Jahrhundert
zurückreicht, gibt es kaum noch einen Bezug. Wie wichtig Vorfahren
sind, wie wichtig eine Familiengeschichte ist, wurde vielen von uns
leider nicht gelehrt. Vielleicht sogar ganz bewusst. Könnten ja Nazis
drunter sein oder sogar Sozialisten (kleiner Scherz) und das klebt an dir wie Scheiße am Schuh. Selbst wenn
du das Zeug mit nem Stock abbekommst. Das stinkt!
Dann vielleicht das grausige Beispiel
mit dem Lampenschirm? Sind ja schon in der Naziecke gelandet. Für
alle, die nicht wissen: es geht um einen Lampenschirm, gefertigt
aus Menschlicher Haut.
„Ach, das kann man doch nicht
miteinander vergleichen!“.
Doch kann ich. Denn zu aller erst ist
beides grausige, brutale Kriegsbeute.
Gut, ja ich sehe ein, dass der Schritt
eine Lampe aus menschlicher Haut zu machen, eine ganz andere
Bedeutung hat, als es dem ursprünglichen Krieger in Amerika jemals
in den Sinn gekommen wäre. Das auszahlen von Skalpprämien
allerdings kommt für mein Empfinden schnell in ähnliche Kategorien.
Und darum geht es. Das ist der Punkt an
dem es auf eine gesunde Basis kommt. Es geht um einen Menschen und
seine Nachfahren. Um Familiengeschichte und den Glauben, dass jemand,
der nicht im ganzen (würdevoll) bestattet wurde, keine Ruhe findet.
Und nun ist die Frage, wer fühlt sich dafür verantwortlich? Die
Nachfahren vor allem. So wie eigentlich über all und wie bei uns. Oder ist dir wurscht wie
du dich von Mama, Papa oder Großmutter verabschieden kannst? Und
laufen wir nicht auch nach langer Zeit zu den Grabstätten unserer
Lieben um uns an sie zu erinnern, das Grab zu pflegen.. sie nicht zu
vergessen?
Also was habe ich gelernt?
Das man solche Dinge besser von Mensch zu Mensch bespricht und auch besprechen kann. Ohne Auswärtige Ämter, Anwälte und ohne
Schlagzeilenverkaufende Sentimentanalysten, zu denen ich ab jetzt
auch „The Guardian“ zähle.
Ich lernte, dass es Menschen mit starker Intension gibt, die vielleicht auch mal übers Ziel
hinausschießen, aber die eben ein ernstes Thema mit sehr ernstem
Hintergrund beleuchten.
Aber die wirklich starken Menschen
haben das zuhören und miteinander sprechen nicht verlernt.
Die wirklich starken Menschen stehen
nach vielen, vielen Stunden Flug mitten in Dresden, geben den Auftakt
zu einem Fest und erzählen dann von sich. Stellen sich der Öffentlichkeit und ihren Fragen.
Ach, das Ergebnis wollt ihr auch wissen? Man einigte sich erst einmal, die Herkunft des fragwürdigen Skalps in Erfahrung zu bringen. Gemeinsam.
Und sollte Patty Frank die Wahrheit notiert haben, so geht er auch in die Hände seiner Nachfahren zurück.
Was passiert aber mit den anderen? Da sind ja noch mehr...??
Ach, das Ergebnis wollt ihr auch wissen? Man einigte sich erst einmal, die Herkunft des fragwürdigen Skalps in Erfahrung zu bringen. Gemeinsam.
Und sollte Patty Frank die Wahrheit notiert haben, so geht er auch in die Hände seiner Nachfahren zurück.
Was passiert aber mit den anderen? Da sind ja noch mehr...??
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