Des Anderen Leid
Die Traurigkeit siehst du in jedem, den
du triffst. Du weißt, das Traurigkeit krank machen kann, dass sie
Menschen seltsam träg und trist macht, sie verzweifeln lässt bis
schließlich nur noch Angst ihr Leben bestimmt.
Dann tun sie oft Dinge, die sie krank
machen. Aus Angst, alles zu verlieren, was sie zu besitzen glauben.
Doch was besitzt der Mensch wirklich? Ich ahnte es, später wusste
ich es, denn alles was ich habe, kann ich auch verlieren.
Also wogegen wehren, wenn das
unweigerliche eintreffen muss? Wenn der Verlust, trotz aller
quälenden Versuche nur aufgeschoben wird? Mit dieser Erkenntnis
verliert sich alles, manchmal sogar ein Leben. Weil einige von uns,
so nicht leben wollen.
Freier Wille? Du lachst. Welcher freie
Wille, fragst Du und redest von der größten Illusion des Menschen.
Denn du verstehst nicht, dass der freie Wille nur dem gehört, der
nicht mehr darüber nachdenkt wie er manipuliert wird, sondern der
sich sicher darüber ist, wer und was er ist. Wer weiß, was er will
und weiß was er kann, der ist auch sicher darüber was er braucht
und darüber, was er nicht braucht. Manipulation scheitert am Selbst, an der Frage nach dem Warum.
Wer diese Frage stellt, weiß, dass seine Zeit und Kraft
nicht endlos ist und wählt seinem Selbst entsprechend aus. Nicht
nach Angebot und Mode.
Den freien Willen gibt es in deiner Welt
nicht, weil deine Welt das Sein auf etwas reduziert, was gewählt
werden muss. Damit nimmst du dem Menschen, was er eigentlich
niemals verlieren kann. Vergessen aber kann der Mensch.
Ihr seid anders, sagst du und glaubst
das wir leiden. Das wir traurig sind und einsam. Aber ich leide nicht
darunter ich Selbst zu sein. Ich leide unter Menschen, die das Innere
Wesen als manipulierbare, verwertbare Funktionalität erkennen, deren
Wert lediglich darin besteht, sich anzupassen, zu erweitern und zu
manipulieren.
Und du willst helfen. Therapierst an
einer Seele, therapierst an deren Funktionalität. Wenn es sein muss,
auch mit Medikamenten. Aber du therapierst etwas, dass es nicht gibt.
Anders sein, ist keine Krankheit. Krank
ist, was andere daraus machen.
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