Freitag, 17. Januar 2014

… und täglich grüßt ein arges Tier

der 2. Tag einer Maßnahme

Wenn Dir das Leben zeigt, was so alles schief gehen kann, rennen die meisten panisch nach Hause oder irgendwo anders hin, wo sie Ruhe davor haben. Nur blöd, wenn man nicht rennen darf, weil das Unglück einem sonst das Essensgeld kürzt. Also blieb ich da. In Erwartung die schlimmsten Dinge zu sehen, die das Unglück an diesem Tag aus dem Hut zaubern konnte.
Und es war schrecklich! Ganz fürchterlich schrecklich!
Tische waren zusammengeschoben worden und Geschirr stand darauf. Eine schier unüberblickbare Masse an Kuchen, Törtchen und Keksen blickte mich mit bunten Zuckerstreuselaugen auf Schokoladenglasur an. Selbst die Papierservietten stierten höhnisch.
„Ätsch, Du bist schon satt!“
Was für ein Alptraum! 2 Stunden sitzen bei Kaffee und Kuchen und dabei dem Unglück dieser Landen Aug in Aug gegenüber sitzen, als wäre das normal. Aber ich bin anpassungsfähig. Auch dem Unglück gegenüber und setze mich also nach einem tiefen Atemzug hin, gieße mir Kaffee ein und ignoriere tapfer die wohl gefährlichste Zutat unseres Planeten (den Zucker).
Nach und nach trudelten andere Opfer ein und auch sie setzten sich scheinbar unbeeindruckt. Kühl griffen sie zum Kaffee. Einige kümmerten sich dabei um das freche Gebäck, das an seiner Zahl zwar nicht so schnell abnahm, aber wenigstens starrten die Törtchen und Minikuchen nicht mehr nur mich an.
Im Grunde wäre hier der Blog beendet, denn wirklich geschehen ist eigentlich nichts weiter. Man schwieg sich aus, so weit das möglich war. Gut zwanzig Menschen saßen da aber niemand wollte was sagen. Erst als eine junge Dame viel zu spät dazu kam wurde es etwas unterhaltsamer und ich habe mein Bestes gegeben um ihr bei der Auflockerung unter die Arme zu greifen. Mein Talent zum Alleinunterhalter ist nun mal nicht sehr gut ausgeprägt aber mitziehen kann ich. Das Niveau der Scherze blieb im gesellschaftlichen Rahmen. Es gab die üblichen politischen Witze und einige lachten wirklich, was mich unheimlich beruhigt hat. Von Politikverdrossenheit kann jedenfalls keine Rede gewesen sein, denn auch die aktuellsten Geschehnisse wurden ausgelacht. Zudem lässt sich feststellen, das jeder der vielen Langzeitarbeitslosen durchaus in der Lage war manierlich und ohne zu kleckern am Tisch zu sitzen. Das hätte ich ja nicht gedacht aber echt, ich lüg euch nicht an. Nur einer ist mir aufgefallen, weil der doch wirklich gelesen hat. Und zwar die ganze Zeit. Weder das Unglück am Tisch noch die Scherze ließen ihn von seinem treiben absehen. Der las und las und las... . Na, nicht so einen Schinken von Liebe und Krieg oder von Elfen und Zwergen sondern ein Lehrbuch über Programmierung. Der adrett aussehende, junge Mann passte da irgendwie gar nicht rein. Und die Frage verfolgt mich seit dem wie ein von Hand aufgezogener Unglücksrabe. Was hat so einer bei den Trotteln und Verlierern zu suchen?
Aber das bekomme ich auch noch raus!

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